Fraunhofer-Umfrage »Homeoffice«: Erste Ergebnisse

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Am 1. April 2020 hatte Fraunhofer FIT eine Homeoffice-Umfrage gestartet: www.fit4homeoffice.de. 1260 Personen haben bereits teilgenommen. Nun liegt die Auswertung der ersten Woche der Erhebung vor. Demnach sind 79 Prozent der Frauen und 85 Prozent der Männer zufrieden im Homeoffice. Allerdings empfinden 34 Prozent der Frauen Produktivitätseinbußen im Homeoffice, gegenüber nur 20 Prozent der Männer. Von Bedeutung ist hier das familiäre Umfeld. Befinden sich Kinder unter 12 Jahren im Haushalt, empfinden 37 Prozent ihre Produktivität als geringer, wohingegen dies bei nur 23 Prozent ohne Kinder unter 12 Jahren der Fall ist.

Aufgrund der Covid-19 Krise befindet sich – wo immer möglich – die Belegschaft von zahlreichen Unternehmen und Institutionen aktuell immer noch im Homeoffice. Am 1. April 2020 hatte das Fraunhofer FIT daher eine Homeoffice-Umfrage gestartet. Ziel ist es herauszufinden, wie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Situation erleben und zu analysieren, wo für die Zukunft Verbesserungspotentiale liegen. Dabei sollen auch zeitliche Veränderungen und Lernprozesse über die Dauer betrachtet werden. Die Umfrage ist immer noch für alle Homeoffice-Worker offen: www.fit4homeoffice.de

Die Auswertung betrachtet die erste Erhebungswoche (1.-7. April 2020) mit knapp 500 ausgewerteten Fragebogen. Die Teilnehmenden sind überwiegend in den Branchen Forschung und Entwicklung (48 %) sowie IT, Telekommunikation und Medien (27 %) tätig. Weitere Branchen: Dienstleistungsbranche 6 %; Produzierendes / Verarbeitendes Gewerbe 4 %; Finanzen und Versicherung 4 %; Erziehung und Unterricht 4 %. Insgesamt ergibt sich folgendes Bild:

1. Eine als erfolgreich empfundene Leistungserbringung ist für die Zufriedenheit im Homeoffice ausschlaggebender als die soziale Nähe zu den Kolleginnen und Kollegen. Über 80 Prozent der Befragten – 79 Prozent der Frauen und 85 Prozent der Männer – sind zufrieden im Homeoffice, obwohl sozialer und professioneller Austausch, Unterstützung sowie Verbundenheit im Team als eher schlecht bewertet werden. Hierbei zeigt sich, dass die reibungslose aufgabenbezogene Kommunikation einen stärkeren Zusammenhang mit der Zufriedenheit aufweist, als die informelle Kollegenkommunikation und das Gefühl von Teamgeist.

»Allgemein werden technische und arbeitsorganisatorische Faktoren als einflussreicher für eine reibungslose Arbeit im Homeoffice betrachtet als menschliche Faktoren, wie etwa die mangelnde Trennung zwischen Arbeits- und Privatleben und der fehlende spontane Kollegenaustausch. Allerdings zeigt sich, dass gerade diese Faktoren negativ mit der Zufriedenheit in Zusammenhang stehen«, so Prof. Wolfgang Prinz, stellv. Institutsleiter des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Informationstechnik FIT.

2. Zufriedenheit im Homeoffice: Ein besonders deutlicher Zusammenhang zeigt sich mit der Aufrechterhaltung täglicher Arbeitsroutinen, sowohl individuell als auch im Team sowie der Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

3. Faktoren, die dazu beitragen, dass es gut funktioniert: Eine gute technische Ausstattung, regelmäßige Team-Meetings, eine klare Trennung zwischen Arbeits- und Privatleben und geeignete Räumlichkeiten tragen zur Aufrechterhaltung täglicher Arbeitsroutinen (im Team und individuell) bei. Hier besteht ein klarer Zusammenhang mit der Arbeitszufriedenheit im Homeoffice. Um die technische Ausstattung gut in Betrieb nehmen und nutzen zu können, ist menschliche Hilfe förderlich, etwa durch Kolleginnen oder Kollegen. Der Arbeitgeber hat allerdings die Schlüsselrolle bei der Gewährleistung der guten Funktionalität technischer Hilfsmittel inne. Allgemein erweist sich der Beitrag der Unterstützung von Seiten des Arbeitgebers als wichtiger als der durch Belegschaft untereinander.

4. Faktoren, die dazu beitragen, wenn etwas nicht gut funktioniert: Hier gilt, viel hilft nicht viel. Zu viele verschiedene technische Medien erschweren die Kommunikation untereinander. Zudem können virtuelle Lösungen das Menschliche nicht ersetzen. Die fehlende physische Nähe im Homeoffice beeinträchtigt tägliche Arbeitsroutinen, individuell und auch im Team. Insgesamt wird im Homeoffice deutlich weniger miteinander kommuniziert.

5. Produktivität: Die eigene Produktivität im Homeoffice wird insgesamt als etwas höher eingeschätzt. Knapp 40 Prozent der Befragten fühlen sich bedeutsam produktiver als bei der Arbeit vor Ort. Knapp 15 Prozent schätzen ihre Produktivität sogar als wesentlich höher ein. Dagegen führt die Einschätzung der Produktivität im Team zu geteilten Meinungen. Während die Hälfte der Teilnehmenden die Produktivität als gleich hoch betrachtet, verteilt sich die andere Hälfte auf höhere und niedrigere Einschätzungen (jeweils etwa 25 Prozent). Ausschlaggebend für die unterschiedlichen Produktivitätseinschätzungen scheinen auf Basis der vorliegenden Daten die Erreichbarkeit der Kolleginnen und Kollegen sowie die technische Ausstattung zu sein. Dazu kommen das Geschlecht und das Vorhandensein von Kindern unter 12 Jahren (siehe Punkt 6).

6. Vereinbarkeit Familie Beruf – Einfluss von betreuungspflichtigen Kindern (unter 12 Jahren) auf Zufriedenheit und Produktivität: Befinden sich Kinder unter 12 Jahren im Haushalt, sind ein Viertel der im Homeoffice Beschäftigten unzufrieden mit ihrer Arbeitssituation. Im Gegensatz dazu sagen dies nur 15 Prozent der Personen ohne Kinder unter 12 Jahren. Befinden sich Kinder unter 12 Jahren im Haushalt, empfinden 37 Prozent ihre Produktivität als geringer, wohingegen dies bei nur 23 Prozent ohne Kinder unter 12 Jahren der Fall ist.

Weitere Ergebnisse werden kontinuierlich hier veröffentlicht: www.fit4homeoffice.de